"Wir ersticken. Die Flut der Daten überrollt uns Tag für Tag. Keiner kann das alles lesen. "
Frank Rieger berichtet, daß viele Geheimdienste dasselbe Problem haben: Unmengen an Daten - aber wie
daraus verwertbare Informationen machen?
Ein erster Ansatz, Abhilfe zu schaffen, ist es, wenn die Daten in Gruppen (z.B. nach Personen- oder Sachdaten)
eingeteilt werden und dann per Computer gesucht werden können. Man kann sie außerdem unterteilen nach
Wahrheitsgehalt, Relevanz und Bewertung der Stellung im Gesamtzusammenhang.
Genau das wollen Frank Rieger und Gerriet Hellwig mit den Nachrichten aus dem Netz tun: Die Nachrichten
sollen bewertet werden. Solche Bewertungen könnte dann jeder mit den Newsgroups zusammen abonnieren.
Erstellt werden diese Bewertungen (quasi Leseempfehlungen: "interessant", "kompetent", "nett geschrieben, aber
dasselbe steht schon ...") von einer festen Gruppe besonders aktiver, als kompetent eingestufter Netzmitglieder,
die davon Kontakt zu anderen, ebenso Kompetenten erhalten, Prestige gewinnen etc.
Die NetzteilnehmerInnen können dann den breiten Pfaden zu den besonders interessanten Nachrichten folgen
oder sich durch das Dickicht zu fast vergessenen Nachrichten durchschlagen. Aber das Feedback bekomen die
guten, nicht wie bisher die schlechten (uninformativen oder "indecent") Nachrichten.
Nicht umsonst benutzt Gerriet Hellwig die Metapher eines Gartens - die Bedienungsoberfläche des von ihm und Frank Rieger geplanten Programms könnte tatsächlich wie ein Garten gestaltet werden; natürlich sollte es möglichst weit verbreitet werden können, als ein "Plug-In für Netscape" etwa.
Soweit das Konzept bisher. Einige Probleme sind, zumindest theoretisch, schon gelöst, andere bedürfen noch
eines kreativen Ansatzes.
So werden Probleme mit dem Datenschutz ganz selbstverständlich umgangen, indem jeder Bewerter in jedem
der Bewerterkreise, in dem er schreibt, einen anderen (fiktiven) Namen frei wählen kann.
Daß sich auch die Bewertungsgrundlage ändern kann und wird, ist auch kein Problem, wenn die
Bewertungskommentare datiert werden und so im Notfall durch einen zweiten Kommentar relativiert werden
können: "ist inzwischen längst veraltet".
Ein Problem, das noch nicht gelöst ist: Die kurze "Halbwertzeit" von News - bis eine Bewertung von mehreren
Bewertern da ist, vergeht etwas Zeit, aber wer liest denn schon Nachrichten, die älter als 14 Tage sind?
Welcher Server speichert so "uralte" Nachrichten?
Uneinigkeit herrscht auch darüber, wie Zu- und Abgänge zum Kreis der Bewerter geregelt werden sollen: Kann
und will man den Bewertern zutrauen, dies ebenso unter Ausschluß der Öffentlichkeit intern zu regeln; ist der
Freund meines Freundes auch mein Freund?
Wie hochaktuell die Pläne von Gerriet und Frank sind, zeigen Gerüchte, daß bei Microsoft ähnliche
Überlegungen unter strengster Geheimhaltung stattfinden.
Die mögliche Nutzerschaft ist ja auch denkbar groß: von Firmen, die Kundendaten strukturieren wollen, über
besorgte Eltern, die ihre Kinder vor schädlichen Daten schützen wollen bis hin zu staatlichen Stellen, die ihre
(und u.U. auch fremde) Daten ordnen wollen.
Wer Ideen, Zeit und Energie hat, kann mitarbeiten:
Kontakt über Frank Rieger und Gerrit Hellwig.
Demnächst wird für die MitarbeiterInnen, die sich am 28.12.96 bereits zum ersten Mal getroffen haben, außerdem eine Mailingliste (mit dem schönen Namen Datengarten) eingerichtet werden; wie man diese abonnieren kann, steht dann in www.ccc.de.